Die Teilnahme an (inter-)nationalen Konferenzen, Seminaren und Workshops wie der EGU-Generalversammlung ist wichtig für den beruflichen Austausch und die persönliche Vernetzung, insbesondere für Wissenschaftler im Anfangsstadium ihrer Karriere. Wissenschaftlern mit familiären Verpflichtungen die Teilnahme an Konferenzen zu ermöglichen, wird die Geschlechtergerechtigkeit und -vielfalt erhöhen, da Frauen in den meisten Familien nach wie vor die Hauptpflegepersonen sind.
Die Fragen der Familienplanung und des Starts einer beruflichen Karriere stellen sich in fast allen Bereichen gleichzeitig. Eine besondere Herausforderung für junge Familien im akademischen Bereich ist die Tatsache, dass die Eltern in diesem Beruf häufig umziehen müssen, so dass die traditionellen Formen der unterstützenden Betreuung durch erweiterte Familienmitglieder oft nicht zur Verfügung stehen. Da die Teilnahme an Konferenzen für eine akademische Karriere von entscheidender Bedeutung ist, wird diese Herausforderung noch verschärft. Ein Mangel an Gelegenheiten zur Teilnahme an Konferenzen und Workshops benachteiligt daher eindeutig junge Eltern, insbesondere junge Frauen in der akademischen Welt.
Das Projekt für familienfreundliche Konferenzen wurde im April 2023 von Leonie Esters und Lisa Schielicke vom Institut für Geowissenschaften der Universität Bonn initiiert. Noch im selben Jahr kam Elena Päffgen als wissenschaftliche Mitarbeiterin (WHK) hinzu. Das zunächst auf eineinhalb Jahre befristete Projekt wird vom Gleichstellungsbüro der Universität gefördert. Unser Hauptziel ist es, herauszufinden, wie die Teilnahme an Konferenzen und Workshops familienfreundlicher gestaltet werden kann.
Die vorliegende Arbeit analysiert eine Online-Umfrage mit 245 Teilnehmern, die zum Thema familienfreundliche Konferenzen befragt wurden. Die Umfrage richtete sich an alle Wissenschaftler mit dem Schwerpunkt Geowissenschaften. 58% aller Teilnehmer gaben an, Kinder zu haben, während 42% kinderlos waren. 61 Kommentare, in denen Wünsche und Bedürfnisse von Eltern und Erziehungsberechtigten geäußert wurden, die wir von den Teilnehmern erhielten, unterstreichen die Dringlichkeit des Themas. Die wichtigsten Anliegen der Teilnehmer waren eine klare Kommunikation (z. B. ob Kinder zu den betreffenden Veranstaltungen mitgebracht werden können), die Sensibilisierung der Veranstalter und der einfache Zugang zu finanzieller Unterstützung (z. B. für Babysitting). Als mögliche Verbesserungen wurden beispielsweise mehr gemischte Veranstaltungen, Kinderbetreuung vor Ort und ausgewiesene familienfreundliche Aktivitäten auf Konferenzen genannt. Da Familien und ihre Herausforderungen jedoch sehr unterschiedlich sind, ist eine breite Palette von Angeboten und Flexibilität erforderlich, um auf ihre Bedürfnisse einzugehen.
Unser Projekt zielt darauf ab, die breitere akademische Gemeinschaft über familienspezifische Herausforderungen aufzuklären. Auf der Grundlage der Ergebnisse dieser Umfrage werden wir den Organisatoren von Konferenzen Leitlinien an die Hand geben, um die Familienfreundlichkeit von Konferenzen zu verbessern und ihren Austausch untereinander zu erleichtern. Außerdem wollen wir die Eltern über die Angebote für Familien informieren, die bereits auf Konferenzen in unserem Fachgebiet bestehen. Insgesamt sind wir davon überzeugt, dass die Ergebnisse unseres Projekts sowohl für die Organisatoren von Konferenzen und Workshops als auch für Wissenschaftler, die Eltern sind, von Nutzen sein werden und zu Geschlechtergerechtigkeit und Vielfalt in der Wissenschaft beitragen werden.
Kinder, Eltern und Erziehungsberechtigte sind bei der Posterpräsentation und der Diskussion herzlich willkommen.
Wenn Sie an unserer Umfrage teilnehmen möchten: https://www.empirio.de/s/VxLGGLxWv2