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Crinoiden: Seelilien, Haarsterne

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Abb.: rezente Crinoide im Muschelkalkmuseum Hagdorn Ingelfingen
Foto: Manuel Kunz

Seelilien werden auf den ersten Blick von vielen Menschen mit Pflanzen verwechselt. Auch die Namensgebung einzelner Körperpartien dieser Organismen weist gewisse Parallelen zu den Pflanzen auf. Es ist von Wurzeln, Stielen, Kronen und Verästelungen die Rede. Trotzdem handelt es sich aber um Tiere, genauer gesagt um Angehörige der Echinodermen (Stachelhäuter). Diese Gruppe, zu der auch Seeigel und Seesterne zählen, grenzt sich durch ihren besonderen Bauplan von anderen Tieren ab. Der Echinodermen-Körper besitzt eine fünfstrahlige (pentamere) Radial-Symmetrie. Diese Symmetrie betrifft neben dem Skelett auch die meisten inneren Organe. Beim Skelett der Crinoiden handelt es sich um ein kalkiges Innengerüst aus vielen einzelnen Segmenten die durch eine organische Hülle zusammengehalten werden.

Crinoiden mit deutlich ausgebildetem Stiel bezeichnet man als Seelilien. Heute vorkommende Crinoiden-Arten, deren Stiel sich im Laufe der Evolution zurückgebildet hat, werden Haarsterne genannt.

Eine typische Seelilie besteht aus einem Kelch, von dem Arme abzweigen, einem Stiel und einer Wurzel. Der Kelch und die Arme bilden die Krone. Die Arme können reich verästelt sein. Auch vom Stiel können Fortsätze abzweigen.

Mit einem Kelchdurchmesser von manchmal nur 1 mm zählt Saccocoma aus dem Jura von Solnhofen zu den „Zwergen“ unter den Crinoiden. (Vermutlich handelt es sich jedoch um das Larvenstadium einer Crinoide.). Die Armlängen fossiler Crinoiden können zwischen wenigen Millimetern und bis zu über einem Meter Länge schwanken. Als „Riese“ bezüglich der Stiellänge kann zweifelsohne Seirocrinus aus dem mittleren Jura bezeichnet werden. Von dieser Gattung sind Exemplare mit bis zu 20 m langen Stielen bekannt.

Durch die Entwicklung unterschiedlichster Wuchsformen, von gedrungen robustem Bau bis hin zu filigranen, reich verästelten Formen konnten sich die Crinoiden an eine Vielzahl unterschiedlicher ökologischer Bedingungen des marinen Lebensraums anpassen.

Crinoiden existierten bereits vor mehr als 450 Millionen Jahren. Die ältesten Crinoiden stammen aus dem Ordovicium (Frühes Erdaltertum). Ihre Blütezeit in punkto Formen- und Artenreichtum hatten die Seelilien im Paläozoikum. Danach konnten sie sich über die großen Aussterbe-Ereignisse der Erdgeschichte hinweg bis in die heutige Zeit behaupten. Heute existieren im Vergleich zu den fossil überlieferten Arten nur noch relativ wenige gestielte Crinoiden (60 Arten). Den größeren Anteil machen heute mit ca. 600 Arten die ungestielten Haarsterne aus.

Nach dem Tod zerfällt eine Seelilie relativ rasch in ihre einzelnen Segmente, da das organische Material, welches sie zu Lebzeiten zusammengehalten und gestützt hat, schnell zersetzt wird. Daher sind gerade vollständige Crinoiden-Kelche oder gar komplette Fossilien äußerst begehrte Fundstücke. Hier wären als Beispiele die bekannte Seelilie Encrinus liliiformes (deren Krone von den meisten Sammlern wohl als eine der ästhetischsten unter den Crinoiden gilt) aus dem Muschelkalk und die exzellent erhaltenen Funde aus dem unter-devonischen Hunsrückschiefer von Bundenbach zu nennen.

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