D2: Funktionelle Analoga zu tribosphenischen Bezahnungen
Projektleiter/in: Thomas Martin |
Bearbeiter/in: Janka Brinkkötter |
Unabhängig von der Entwicklungslinie, die zur tribosphenischen Bezahnung der Theria (Beuteltiere und Plazentalia) geführt hat, entstanden im Jura mehrfach Molarenkonstruktionen, die funktionell dem tribosphenischen Typ entsprechen. Hier sind neben den Australospheniden der Südhalbkugel und den Shuotheriiden vor allem die Docodonten zu nennen. Gemeinsames Merkmal all dieser Gruppen ist ein Quetschbecken („Pseudotalonid“) an den unteren Molaren, an oder in dem mit entsprechenden Strukturen ("Pseudoprotocon") der oberen Molaren Nahrung zerrieben wird. Pseudotalonid und Pseudoprotocon entstanden in den unterschiedlichen Gruppen unabhängig voneinander. Daher stellen diese Molarenkonstruktionen funktionelle Analoga zu den tribosphenischen Bezahnungen dar, die auch als pseudotribosphenisch bezeichnet werden. Nachdem die Funktion der prätribosphenischen Molarenkonstruktion im vorangegangenen Projekt der ersten Förderphase (FOR 771-D1) geklärt werden konnte, soll in dem hier vorgestellten Projekt darauf aufbauend die okklusale Funktionalität pseudotribosphenischer Bezahnungen in ihrem zeitlichen Ablauf mit hoch aufgelösten virtuellen 3D-Modellen und dem Occlusal Fingerprint Analyser (OFA) untersucht werden. Durch die damit mögliche Quantifizierung der Facetten und Scherkanten wird es möglich sein, die Effizienz pseudotribosphenischer Molaren zu quantifizieren und mit der der tribosphenischen Molarenkonstruktion vergleichbar zu machen. Daraus werden Hinweise zur postulierten funktionellen Überlegenheit des tribosphenischen Molaren erwartet.
Abb. 1. Mehrfach unabhängige Entstehung funktionell tribosphenischer Bezahnungen in der Evolutionsgeschichte der Säugetiere (verändert nach Luo 2007).
Luo, Z.-X. (2007): Transformation and diversification in early mammal evolution. Nature 450: 1011-1019.