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C1: Kauvorgang bei Wiederkäuern

 Projektleiter/in:

 Karl-Heinz Südekum

 Bearbeiter/in:

 Patrick Steuer

 

Unter den heute lebenden großen Pflanzenfressern stellen Wiederkäuer eine der wichtigsten Gruppen dar. Der Erfolg dieses Herbivorenmodells kann neben Besonderheiten im Verdauungssystem (Fermentation im Vormagen in Kombination mit selektiver Retention größerer Futterpartikel) auch mit einer insgesamt besonders umfangreichen Nahrungszerkleinerung in Zusammenhang gebracht werden (Fritz et al. 2009). Dies konnte auch in Untersuchungen der 1. Förderphase dieser Forschergruppe (FOR 771 - C1) nachvollzogen werden (Messgröße mittlere Kotpartikelgröße): Diese war bei vergleichbarer Fütterung bei Pferden um den Faktor 2,5 und bei Nashörnern um den Faktor 15 größer als bei Wiederkäuern.

Möglicherweise spielen für den Erfolg der Gruppe aber auch weitere Faktoren eine Rolle, die sich daraus ergeben, dass ein bedeutender Teil der Nahrungszerkleinerung bzw. der Kauarbeit mit im Pansen vorverdautem Material stattfindet. Im Vergleich mit frischem Futter ist dabei etwa an reduzierten Zerkleinerungswiderstand und auch an reduzierte Abrasivität für die Zähne zu denken. Im Projekt sollen solche, mit den besonderen Verdauungsvorgängen beim Wiederkäuer einhergehende Faktoren in ihrer Bedeutung näher beleuchtet werden. Wie die Partikelgröße wird die Veränderung im Verlauf des Verdauungsprozesses vom Futter über verschiedene Ingestafraktionen bis hin zum Kot untersucht.

Daneben ist es ein Ansatz des Projekts, Nahrungszerkleinerung als limitierenden Faktor an „Fallbeispielen“ aus der Wiederkäuerfütterung zu untersuchen; sowohl bei Milchkühen mit hoher Leistung als auch in manchen Fällen bei laubfressenden Wiederkäuern wie Giraffen in der Zoofütterung kann nämlich die Zerkleinerung der Nahrung als ein begrenzender Faktor für die Futteraufnahme angesehen werden. In Kooperation mit anderen Mitgliedern der Forschergruppe wird auch die Bezahnung (z. B. von Milchkühen) als Faktor zur Einschätzung der Futterzerkleinerungskapazität eines Tieres näher untersucht.

Fritz, J., Hummel, J., Kienzle, E., Arnold, C., Nunn, C., Clauss, M. (2009): Comparative chewing efficiency in mammalian herbivores. Oikos 118: 1623-1632.

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