A2: Evolution und Funktionsvariabilität von bunodonten Molaren bei Primaten
Projektleiter/in: Ottmar Kullmer |
Bearbeiter/in: Ulrike Menz |
Die niederkronig-höckerigen (bunodonten) Molaren von Primaten werden oft als Primitivformen des Säugetiergebisses mit hauptsächlich quetschender Funktionsweise angesehen. Säugetiere mit einem bunodonten Gebisstyp sind vorwiegend Allesfresser, doch gibt es Nahrungsspezialisten die den Zahntyp als Weiterentwicklung der ursprünglichen (tribosphenischen) Molaren z.T. stark modifiziert haben, um z.B. Pflanzenteile mechanisch für die weitere Verdauung vorzubereiten. Im Teilprojekt A2 sollen folgende Hypothesen geprüft werden:
A) Bunodonte Primaten-Molaren stellen eine Art Multifunktionswerkzeug dar, dass sich vielfältig ausgestattet mit neuen Funktionselementen (z.B. abgegliederter Hypoconus, bucco-linguale Querjoche) entwickelt hat.
B) Der evolutionäre Weg zum mit zwei Querjochen bestückten (bilophodonten) Molaren der Meerkatzenverwandten (Cercopithecidae) und zum dryopithecinen Höckermuster der Menschenartigen (Hominoidea) lässt sich als eine Effizienzsteigerung mit einer Vermehrung der komplementären Funktionsfacettenpaare erklären. Virtuelle okklusale Zahnkontaktanalysen mit der neuen OFA Software (Occlusal Fingerprint Analyser) sollen es erstmals erlauben Details der antagonistischen Zahnbewegungen vergleichend quantitativ auszuwerten. Die OFA Analysen sollen zusammen mit Ergebnissen der Quantifizierung des Kronenreliefs von modernen und fossilen Primatenzähnen die Basis bilden für ein funktionales Verständnis der Evolution der vielfältigen Kronenformen in Primatengebissen.